Einleitung: Die unterschätzten Kerne der Traube
In der Welt gesunder Ernährung und natürlicher Heilmittel stehen Traubenkerne (Vitis vinifera) noch immer im Schatten ihres süßen Fruchtfleisches. Dabei bergen sie eine Fülle an bioaktiven Substanzen, die das Herz-Kreislauf-System stärken, die Haut verjüngen und sogar den Cholesterinspiegel senken können. Was früher oft achtlos ausgespuckt oder industriell verwertet wurde, gilt heute als Superfood mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten – sowohl innerlich als auch äußerlich.
Ursprung und Gewinnung
Traubenkerne fallen in großen Mengen bei der Weinherstellung an. Laut dem Deutschen Weininstitut werden jährlich über 9 Millionen Hektoliter Wein allein in Deutschland produziert – entsprechend viele Traubenkerne bleiben als Nebenprodukt zurück. Diese werden getrocknet, gepresst oder zu Extrakten verarbeitet, wodurch wertvolle Inhaltsstoffe gewonnen werden (Quelle: Deutsches Weininstitut).
Frankreich, Italien und Deutschland gehören zu den führenden Herstellern von Traubenkernöl, das aus den Kernen kaltgepresst wird und insbesondere in der Naturkosmetik und Gastronomie geschätzt ist.
Inhaltsstoffe mit Wirkung
Die gesundheitliche Kraft der Traubenkerne beruht vor allem auf folgenden Bestandteilen:
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OPCs (oligomere Proanthocyanidine): starke Antioxidantien, die freie Radikale neutralisieren
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Flavonoide: schützen Zellen und Gefäße
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Vitamin E und K: unterstützen Zellschutz und Blutgerinnung
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Essentielle Fettsäuren (Omega-6 und Omega-9): wichtig für Haut und Herz
Laut dem Bundeszentrum für Ernährung wirken OPCs etwa 20-mal stärker als Vitamin C und 50-mal stärker als Vitamin E, wenn es um den Schutz vor oxidativem Stress geht (BZfE).
Herz-Kreislauf-Stärkung durch OPCs
Traubenkerne können maßgeblich zur Gesundheit von Herz und Gefäßen beitragen. Die enthaltenen OPCs verbessern die Elastizität der Blutgefäße, senken oxidierten LDL-Cholesterinwert und fördern die Durchblutung. Besonders bei Bluthochdruck oder erhöhtem Cholesterinspiegel sind sie eine natürliche Ergänzung zur klassischen Therapie.
Eine Studie der Universität Freiburg bestätigte, dass der tägliche Verzehr von Traubenkernextrakt die Endothelfunktion verbessert und die arterielle Steifigkeit reduziert – zwei Schlüsselfaktoren bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Positive Effekte auf Cholesterin und Blutzirkulation
Der in den Kernen enthaltene Antioxidanskomplex verhindert die Oxidation von LDL-Cholesterin („schlechtem Cholesterin“), das sich sonst an den Gefäßwänden ablagern könnte. Gleichzeitig wird HDL-Cholesterin („gutes Cholesterin“) stabilisiert. Die verbesserte Blutzirkulation durch gesunde Gefäße kann auch Müdigkeit und Schweregefühl in den Beinen lindern.
Wirkung auf die Haut: Anti-Aging von innen
In der Naturkosmetik werden Traubenkerne hoch geschätzt – nicht nur wegen ihrer antioxidativen Wirkung. Studien zeigen, dass OPCs die Bildung von Kollagen fördern, die Hautelastizität verbessern und Faltenbildung vorbeugen. Zudem wirken sie entzündungshemmend und hautberuhigend, was sie auch bei Akne, Rosazea oder Sonnenbrand wertvoll macht.
Traubenkernöl dringt tief in die Haut ein, ohne einen Fettfilm zu hinterlassen. Es ist reich an Linolsäure, die die Hautbarriere stärkt und Feuchtigkeit speichert.
Mikrozirkulation der Haut verbessern
Die Unterstützung der Mikrozirkulation durch OPCs führt zu besserer Sauerstoffversorgung der Hautzellen. Dadurch verbessert sich der Teint, die Zellerneuerung wird angeregt und die Haut erscheint vitaler. Kosmetikprodukte mit Traubenkernextrakt werden daher oft in Anti-Aging-Seren oder Cellulite-Cremes eingesetzt.
Augen- und Zellschutz
Laut der Augenklinik Bonn können OPCs die Netzhautzellen vor oxidativen Schäden durch UV-Licht schützen. Diese Verbindungen überqueren die Blut-Retina-Schranke und entfalten dort ihre schützende Wirkung – ein Vorteil auch für Menschen mit beginnender Makuladegeneration.
Einfluss auf Cellulite und Figur
Während rote Weinblätter explizit gegen Cellulite empfohlen werden, zeigen Studien, dass auch OPC-reiche Traubenkerne die Mikrozirkulation fördern und so indirekt zur Reduktion von Cellulite beitragen können. Zudem helfen sie durch ihren Einfluss auf den Stoffwechsel beim Abbau eingelagerter Flüssigkeiten und Fettdepots.
Traubenkerne für Haare?
Obwohl konkrete Studien fehlen, deuten Beobachtungen darauf hin, dass Traubenkernöl durchblutungsfördernd auf die Kopfhaut wirkt und die Nährstoffversorgung der Haarfollikel verbessert. Dies kann zu gesünderem Haarwuchs beitragen und Haarausfall verlangsamen.
Innerliche Anwendung: Traubenkernextrakt oder Kapseln
Traubenkerne können in Form von Pulver, Kapseln oder Extrakt eingenommen werden. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei etwa 100–200 mg OPC. Besonders in stressigen Phasen oder bei erhöhtem oxidativem Stress (z. B. Rauchen, UV-Belastung, Umweltgifte) ist eine kurmäßige Anwendung sinnvoll.
Laut PraxisVITA unterstützt die regelmäßige Einnahme von Traubenkernextrakt die Immunabwehr und reduziert das Risiko für chronische Entzündungen (Quelle).
Äußerliche Anwendung: Öl und Cremes
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Gesichtspflege: Feuchtigkeitsspendend, regenerierend, antioxidativ
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Körperpflege: Straffend und durchblutungsfördernd
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Massageöl: Entspannend und entzündungshemmend
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Haarpflege: Für Glanz, Kräftigung und gesunde Kopfhaut
Fazit: Ein Kraftpaket für Gesundheit und Schönheit
Ob in der Küche, der Hausapotheke oder im Kosmetikregal – Traubenkerne verdienen mehr Aufmerksamkeit. Ihre hochwirksamen sekundären Pflanzenstoffe bieten ein breites Spektrum an Vorteilen:
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Schutz vor Zellalterung
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Herz-Kreislauf-Stärkung
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Verbesserung des Hautbilds
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Unterstützung bei Bluthochdruck und Cholesterin
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Mögliche Wirkung auf Haare, Augen und Venen
Wer auf natürliche Wirkstoffe setzt, findet in Traubenkernen einen echten Allrounder – und das ganz ohne Nebenwirkungen.
Quellen: